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Pollen
Pollen

Pollenkörner
besitzen
eine widerstandsfähige Wand, die hier Sporoderm genannt wird. Das
Sporoderm besteht aus zwei Schicht-Komplexen: die äußere Exine und die
innere Intine.
Die
Intine umgibt die
Zelle vollständig, ist jedoch meist zart und nicht besonders
widerstandsfähig. Häufig besteht sie aus zwei bis drei Schichten, wobei
die äußerste einen hohen Pektin-Anteil hat, was ein einfaches Loslösen
von der Exine ermöglicht. Die inneren Schichten bestehen hauptsächlich
aus Zellulose-Fibrillen. Beim Auskeimen des Pollenkorns wächst die
Intine zum Pollenschlauch aus.
Der
Hauptbestandteil der Exine ist das widerstandsfähige Sporopollenin, das
in rund sechs Nanometer großen Granula die zweischichtige Exine aufbaut.
*
Bei den Gymnospermen (Nacktsamer) besitzt die innere Endexine eine
lamelläre Struktur. Die äußere Ektexine besteht wiederum aus einer
inneren Fußschicht (foot layer) und einer äußeren kompakten Schicht,
die eine granuläre oder alveoläre Mittelschicht einhüllen.
*
Bei den Angiospermen (Bedecktsamer) ist die Endexine granulär
aufgebaut. Die Endexine und die dichte Fußschicht der Ektexine wird zur
Nexine zusammengefasst. Der übrige Teil der Ektexine bildet die Sexine,
die meist sehr stark strukturiert ist. Besteht die Sexine aus Stäbchen,
Keulen, Kegeln, Warzen und ähnlichen Strukturen, jedoch ohne einer
Außenschicht, spricht man von intectaten Pollenkörnern. Bei tectaten
Pollenkörnern sind die Säulchen (Columellae, Bacula) an der Außenseite
zu einer Schicht, dem Tectum verbunden. Das Tectum kann wiederum sehr
vielgestaltig sein: durchbrochen, mehrschichtig, selbst wiederum
skulpturiert.

In den Hohlräumen des
Tectum sind verschiedene Substanzen auf- beziehungsweise eingelagert:
*
Pollenkitt (oder Pollenklebstoff) ist eine ölige Substanz aus Lipiden
und Carotinoiden und bewirkt, dass die Pollenkörner an den Bestäubern
anhaften. Pollenkitt wird nur von Angiospermen gebildet, kann jedoch
auch fehlen.
* Inkompatibilitätsproteine: Diese
dienen der Verhinderung der Selbstbefruchtung.
Die
Struktur der Exine wird vom Pollenkorn gesteuert. Das Material, das
Sporopollenin, wird allerdings vom Tapetum der Antherenwand gebildet
und auf das Pollenkorn aufgelagert.
Pollenkörner
sind nach Größe, Form und Oberflächenstruktur sehr vielgestaltig,
sodass sich Pollenkörner vielfach den jeweiligen Arten oder zumindest
Gattungen zuordnen lassen. Die meisten Pollenkörner sind zwischen 10
und 100 Mikrometer groß, die größten bildet Cucurbita mit 170 bis 180
Mikrometer Durchmesser.
Apertur
An
den Pollenkörnern befinden sich eine oder meist mehrere Keimöffnungen
(Aperturen). An dieser Stelle fehlt die äußere Exine-Schicht. Durch sie
hindurch kann dann die Intine als Pollenschlauch hindurch wachsen. Das
Pollenkorn besitzt einen proximalen Pol, das ist der ins Zentrum der
Pollentetrade weisende Pol, und einen distalen Pol. Senkrecht zu den
Polen steht die Äquatorialebene.
* Pollen
ohne Apertur nennt man inaperturat, solche mit aperturat.
*
Längsgestreckte Keimfalten nennt man Sulcus, wenn sie am distalen Pol
liegen. Der Pollen ist dann sulcat. Dies trifft für die meisten
Nacktsamer zu.
* Äquatoriale oder auf der ganzen
Oberfläche verteilte Keimfalten nennt man Colpus, den Pollen colpat.
*
Ulcus ist eine rundliche Keimpore am distalen Pol (Adjektiv ulcerat).
*
Porus ist eine Keimpore am äquatorialen Pol oder auf der gesamten
Oberfläche (Adjektiv porat).
* Zusammengesetzte
Keimöffnungen nennt man colporat.
Nach
der Anzahl der Keimöffnungen unterscheidet man mono- (ein), tri-
(drei), stephano- (mehr als drei in Äquatorebene) und panto-aperturate
(mehr als drei über die gesamte Oberfläche verbreitet) Pollen. In der
Äquator-Ebene gelegene Strukturen werden mit der Silbe zono-[3]
bezeichnet.
Bei den Einkeimblättrigen und
den basalen Dikotylen (Magnoliidae) herrschen mono-aperturate Pollen
vor. Bei den Rosopsida sind tricolpate Pollen und deren Abwandlungen
vorherrschend.
Die Apertur kann von einem
Operculum bedeckt sein, einer von der übrigen Sexine vollständig
getrennten Struktur.
Ausbreitungseinheiten
In
den meisten Fällen werden die Pollenkörner einzeln, also als Monaden,
ausgebreitet. Daneben können sie aber auch in Gruppen von zwei oder
vier Körnern in die Luft abgegeben werden, man spricht dann von Dyaden
bzw. Tetraden. Tetraden bilden sich, wenn die Tochterzellen einer
Pollenmutterzelle zusammenhaften. Dies ist etwa bei den Ericaceae der
Fall. Bei den Cyperaceae sind drei der vier Tochterzellen reduziert,
sodass Pseudomonaden entstehen.
Pollenkörner
können zu größeren Gruppen zusammengehalten werden, und zwar durch
Pollenkitt; eine weitere Möglichkeit sind Viscinfäden, klebrige Fäden
aus Sporopollenin, Cellulose und/oder Proteinen. Bleiben die
Pollenkörner mehrerer Pollenmutterzellen miteinander verbunden,
entstehen Polyaden aus 8, 16 oder 32 Pollenkörnern, etwa bei den
Mimosoideae. Größere Gruppen werden auch als Massulae bezeichnet,
Beispiele sind die Akazien und viele Orchideen
Bleibt
der gesamte Inhalt eines oder mehrerer Pollensäcke zusammenhängend,
wird er Pollinium genannt. Das Pollinium ist oft von einer gemeinsamen
Sporopollenin-Hülle umgeben, und tritt bei manchen Vertretern der
Apocynaceae und der Orchideen auf. Als Pollinarium bezeichnet man ein
Pollinium mit den Anhangsorganen, die der Ausbreitung dienen; bei den
Orchideen sind dies Stielchen und Klebscheibe.[5][6] Im Strasburger ist
die Definition davon abweichend als Pollinium aus einem Pollensack,
Pollinarium aus mehreren Pollensäcken.
Es
gibt einen Zusammenhang zwischen der Größe der Pollenpakete und den
Bestäubern. Je spezifischer ein Bestäuber auf eine Pflanzenart
angepasst ist, etwa bei Orchideen, desto größer sind die Pollenpakete,
die ihm mitgegeben werden. Bei unspezifischen Bestäubern (z. B. viele
Käfer) sind die einzelnen Pollenpakete klein, da die
Wahrscheinlichkeit, dass der Bestäuber wieder eine Blüte der gleichen
Art aufsucht, gering ist.
Bildung
Eine
westliche Honigbiene beim Transpotieren eines Pollens
Pollenkörner
werden in den Pollensäcken der Antheren eines Staubblatts gebildet. Sie
werden von den Pollenmutterzellen (auch Mikrosporenmutterzellen
genannt) durch zwei aufeinanderfolgende Zellteilungen, wovon eine
meiotisch ist, gebildet. Es sind nun vier Pollenkörner entstanden. Die
Ernährung der Pollenkörner und die Bildung der Exine geschieht durch
das Tapetum, die innerste Schicht der Antherenwand.
Ausbreitung
des Pollens
Bestäubung
Hummel
(Bombus terrestris) bei der Bestäubung.
Der Pollen
wird vom Wind (Anemogamie), Wasser (Hydrogamie) oder von Tieren
(Zoogamie) (z. B. Insekten, Vögel; siehe auch Vogelblume) verbreitet.
Dabei kann der Pollen von einer auf eine andere Blüte übertragen werden
(Bestäubung).
Pollenkunde
Da
Pollen unter anderem durch den Wind weit verbreitet wird und oft in
Seesedimenten oder Torfen erhalten bleibt, ist er in der Geologie und
Klimaforschung von großem Interesse. Anhand des gefundenen Pollens
lassen sich Rückschlüsse zum Beispiel auf die Geschichte des Waldes in
Mitteleuropa und damit auch auf das Klima einer geologischen Periode
ziehen. Die sich mit dieser Thematik beschäftigende Wissenschaft nennt
man Palynologie. Aufgrund der enthaltenen Pollen kann die Herkunft des
Honigs bestimmt werden. Dieses Aufgabengebiet wird als
Melissopalynologie bezeichnet.
Bedeutung
für den Menschen [Bearbeiten]
Gesammelte
Pollenklümpchen
Pollen, z. B. Phacelia (lila)
Der
vom Wind verbreitete Pollen ist für viele Menschen mit Allergien
problematisch. Die Pollenkörner setzen nach Kontakt mit einer wässrigen
Phase eine Reihe von Proteinen, Lipiden und Zuckern frei. Auf einige
Proteine und Lipide entsteht eine spezifische Immunreaktion, die beim
zweiten und jedem weiteren Kontakt eine sogenannte allergische Reaktion
auslöst. Diese kann unter anderem mit geröteten und tränende Augen,
Niesen und Schnupfen (allergische Rhinitis) einhergehen. Auf dem Land
sind morgens die Pollenkonzentrationen hoch, in der Stadt abends. Die
Iatropalynologie beschäftigt sich mit der Aufklärung dieser Wirkungen.
Eine
weit verbreitete Nutzung des Pollens liegt in der Ernährung. Der
süßlich schmeckende Pollen ist reich an Eiweiß mit Enzymfunktion sowie
22 Aminosäuren und hat einen hohen Gehalt an Vitamin B, so dass er als
Nahrungsergänzung Verwendung findet. Außer gegen Verdauungsprobleme,
Nervenschwäche und Heuschnupfen soll er auch gegen Haarausfall sowie
bei Potenzproblemen helfen und Sportlern zu mehr Leistung verhelfen.
Mehr als 100 biologische Aktivstoffe wurden nachgewiesen.
Ernte
Sammelbiene
bei Rückkehr in den Stock, mit gefüllten „Pollenhöschen“
Pollen
verschiedener Pflanzen dienen der Bienenbrut als Nahrung
In
der Imkerei kann eine spezielle Vorrichtung, eine sogenannte
Pollenfalle, am Eingang (Flugloch) eines Bienenstockes angebracht
werden. Dies ist im wesentlichen ein Gitter, durch das sich die
heimkehrenden Flugbienen zwängen müssen, wobei sie ihre „Pollenhöschen“
verlieren (abstreifen). Die Pollenklümpchen fallen dabei in ein
Auffanggefäß, das in der Regel zweimal am Tag geleert wird. Danach muss
der so gewonnene Pollen sofort gereinigt (Fremdkörper aussortieren) und
getrocknet werden. Die Pollenfalle sollte regelmäßig entfernt werden,
damit die für die Aufzucht der Bienenbrut notwendige Eiweißversorgung
gewährleistet ist.
Pollenflugkalender
Üblicherweise
sind nach dem phänologischen Kalender aufgrund des Klimas in
Mitteleuropa folgende Pollenarten abhängig von der regional
vorherrschenden Witterung anzutreffen:
*
Januar:
Hasel
*
Februar:
Erle, Hasel
*
März:
Hasel, Erle, Pappel, Ulme, Weide
*
April:
Birke, Eiche, Erle, Esche,
Flieder, Gräser, Hainbuche, Hasel, Pappel, Raps, Rotbuche, Ulme, Weide,
Wiesen-Fuchsschwanz
* Mai:
Birke,
Eiche, Flieder, Gerste, Gräser, Hafer, Hainbuche, schwarzer Holunder,
Hopfen, Kiefer, Linde, Platane, Robinie,
Roggen, Raps,
Rotbuche, Spitzwegerich, Wiesen-Fuchsschwanz
* Juni:
Brennnessel,
Gänsefuß, Gräser, Hainbuche, schwarzer Holunder, Liguster, Linde, Mais,
Raps, Roggen, Robinie,
*
Juli:
Beifuß, Brennnessel, Gänsefuß,
Glaskraut, Gräser, Liguster, Mais, Traubenkraut, Raps, Roggen,
Spitzwegerich
* August:
Beifuß,
Brennnessel, Gänsefuß, Glaskraut, Gräser, Mais, Traubenkraut, Roggen,
Spitzwegerich, Wiesenschwingel
*
September:
Beifuß, Brennnessel, Gänsefuß,
Glaskraut, Glatthafer , Gräser, Mais, Traubenkraut, Spitzwegerich,
Wiesenschwingel
* Oktober:
Brennnessel,
Gänsefuß, Glaskraut, Gräser, Traubenkraut